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Donnerstag, 06.11.2008

"Sie bricht Sprach- und interkulturelle Barrieren“ Erste Kopftuch-Lehrerinnen in Wien große Stütze für den Schulbetrieb

Ohne großes Aufsehen und fast ohne Widerstand unterrichten zum ersten Mal in Wien zwei muslimische Frauen mit Kopftuch.

In Frankreich und Deutschland hat das Thema Kopftuch in der Schule zu großen Diskussionen geführt. Vor allem Lehrerinnen wurde das Tragen eines Kopftuches verboten. Jetzt bestätigt der Wiener Stadtschulrat, dass es seit heuer mindestens zwei Lehrerinnen – Muslimas – gibt, die mit dem Kopftuch in den Unterricht gehen. Die eine in der Simmeringer Hauptschule am Enkplatz, die andere in der Brigittenauer Hauptschule Greiseneckergasse. Letztere ist jene Brigittenauer SP-Bezirksrätin, die vor zwei Jahren als erste Wiener Politikerin mit Kopftuch bekannt wurde: die gebürtige Türkin Emine Polat-Sürel.

Kaum Probleme
„Frau Polat ist für uns eine große Stütze, nicht nur als Lehrerin. Immerhin stammt mehr als ein Drittel unserer Schüler aus türkischen Familien. Sie bricht Sprach- und interkulturelle Barrieren“, sagt ihre Direktorin Sigrid Exenberger-Bernthaler. Dennoch habe es an der Schule Bedenken gegeben, Frau Polat ins Lehrerkollegium aufzunehmen. „Eine Kollegin etwa meinte, dass sie ihr Kind nicht von einer Lehrerin mit Kopftuch unterrichten lassen würde“, so die Brigittenauer Direktorin. Beschwerden seitens der Eltern habe es bis jetzt nicht gegeben. Und viele Schülerinnen würden ohnedies auch ein Kopftuch tragen.

Religiös agitieren verboten
Auch in der Hauptschule am Enkplatz gibt es keine Beschwerden über die neue Lehrerin mit Kopftuch. „Sie stammt aus Tschechien, konvertierte zum Islam und meint, ihr Kopftuch nicht aus religiösen, sondern aus modischen Gründen zu tragen“, erklärt Direktor Franz Takerer. Die Schüler würden ganz normal auf sie reagieren. „Doch wenn ich hören sollte, dass eine Kollegin religiöse Ansichten verbreitet, würde ich sofort einschreiten“, betont der Simmeringer Direktor.