Newsinternational Sonntag, 07.12.2014 |  Drucken

Spanischer Minister: Kirche will islamische Geschichte tilgen

Regionalregierung will dem Bischof von Cordoba ihre Sorge darüber bekunden, dass die Diözese die Bezeichnung «Moschee» aus den offiziellen Informationsbroschüren entfernt habe

Cordoba (KNA) Die andalusische Regionalregierung wirft der Kirche
eine Tilgung der muslimischen Vergangenheit aus den Broschüren und
Informationsschildern der einstigen Moschee und heutigen Kathedrale
von Cordoba vor. Andalusiens Tourismusminister Rafael Rodriguez
sprach laut spanischen Medienberichten vom Freitag von einem
«fundamentalistischen Verhalten» der Kirche, die ihren religiösen
Glauben über die Geschichte und den gesunden Menschenverstand stelle.

Kommende Woche wolle die Regionalregierung dem Bischof von Cordoba
ihre Sorge darüber bekunden, dass die Diözese die Bezeichnung
«Moschee» aus den offiziellen Informationsbroschüren entfernt habe,
kündigte der Minister an. Das Gebäude sei als Kathedralen-Moschee zu
Weltruhm gekommen und gerade als Symbol der Eintracht zwischen
verschiedenen Religionen 1984 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt
worden. «Den Moschee-Begriff zu streichen, ist unfassbar und schadet
dem Tourismus», so Rodriguez.

Er äußerte sich nach einem Treffen mit Vertretern der
Petitionsplattform Change.org, auf der sich fast 100.000 Personen
dafür aussprachen, der katholischen Kirche die Aufsicht über das
Gotteshaus im südspanischen Cordoba zu entziehen und sie unter
staatliche Kontrolle zu stellen. Unter dem Motto «Kathedralen-Moschee
von Cordoba: Das Erbe aller» startete eine Gruppe von
Geschichtsprofessoren, Juristen und Journalisten bereits Ende 2013
die Petitionsinitiative, um eine «juristische, wirtschaftliche und
symbolische Vereinnahmung» seitens der Kirche zu stoppen.

Die Gruppe wirft dem Bischof von Cordoba, Demetrio Fernandez
Gonzalez, vor, nach und nach die muslimischen Symbole aus der
Kathedrale entfernen zu lassen. Die Regionalregierung prüft seit
einiger Zeit die Forderungen der Petitionsinitiative und die
rechtlichen Ansprüche auf eine staatliche Kontrolle des Gebäudes.

Das im Jahr 784, bald nach der islamischen Eroberung Andalusiens,
begonnene Bauwerk gehört mit rund 23.000 Quadratmetern zu den größten
Sakralbauten der Welt und wurde von den muslimischen Emiren und
Kalifen von Cordoba errichtet, die bis ins Hochmittelalter über große
Teile Spaniens herrschten. Nach der Rückeroberung Spaniens durch die
katholischen Könige 1492 wurde die Hauptmoschee des Kalifenreichs in
eine katholische Kirche umgewandelt. Ihre Moschee-Struktur blieb
erhalten, während einige christliche Bauelemente ergänzt wurden.




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