Newsnational Dienstag, 24.03.2015 |  Drucken

Zusammenarbeit des Zentralrats der Muslime mit der DKMS - Deutsche Knochenmarkspenderdatei

Integration, Zusammenhalt und Solidarität sind Werte, die wir als Zentralrat der Muslime in Deutschland jetzt auch durch unsere Zusammenarbeit mit der DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei zum Ausdruck bringen wollen.

Allein in Deutschland erhält alle 16 Minuten ein Mensch - unabhängig von Herkunft oder Alter - die Diagnose Blutkrebs. Häufig ist eine Stammzellspende die einzige Überlebenschance. Genau an diesem Punkt ist unsere Solidarität gefragt. Denn obwohl bereits mehr als fünf Millionen Menschen als potenzielle Stammzellspender bei der DKMS registriert sind, findet noch immer nicht jeder Patient einen passenden Stammzellspender. Deshalb rufen wir unsere Mitglieder dazu auf, sich bei der DKMS registrieren zu lassen. Jeder könnte ein Lebensretter sein. Unsere Gesundheitsbeauftragte Dr. Houaida Taraji ist Ärztin und erklärt, was jeder Einzelne von uns konkret tun kann und warum gerade auch muslimische Spender von besonderer Bedeutung sind.

Warum sollte man sich als potenzieller Stammzellspender bei der DKMS registrieren lassen?

Dr. Houaida Taraji: Damit ein Patient mit Blutkrebs erfolgreich transplantiert werden kann, benötigt er Stammzellen eines Spenders, dessen Gewebemerkmale nahezu hundertprozentig mit seinen eigenen übereinstimmen. Das kommt selten vor, manchmal passt nur einer unter mehreren Millionen. Die Suche ist aber auch deshalb so schwer, weil noch immer viel zu wenig Menschen als potenzielle Stammzellspender registriert sind. Wer sich nicht in eine Spenderdatei aufnehmen lässt, kann nicht gefunden werden.

Warum sind gerade muslimische Spender von großer Bedeutung?

Dr. Houaida Taraji: Soziales Engagement wird in der muslimischen Community groß geschrieben. So heißt es im Koran: „Und Wir haben Dich (Prophet Muhammad) nur als Barmherzigkeit für die Weltenbewohner gesandt.“ (Sure 21/Vers 107). Zudem werden die Gewebemerkmale vererbt und sind regional unterschiedlich. Die Chance, einen ‘genetischen Zwilling‘ zu finden, ist daher in der eigenen Ethnie am größten. In vielen Ländern existiert jedoch keine Datei oder es gibt nur sehr kleine Dateien mit wenigen registrierten Spendern. Deshalb ist es für manche Bevölkerungsgruppen und für Patienten, deren Eltern aus verschiedenen ethnischen Gruppen stammen, deutlich schwieriger, einen passenden Spender zu finden. Da wir mit unseren Mitgliedern die ganze Vielfalt der in Deutschland lebenden Muslime abbilden, können wir wesentlich dazu beitragen, die Überlebenschancenfür Menschen mit Blutkrebs zu verbessern. Deshalb mein Appell: Lassen Sie sich registrieren! Vielleicht sind gerade Sie ein Lebensretter?!

Wer kann Spender werden?

Dr. Houaida Taraji: Grundsätzlich kann sich jeder gesunde Mensch zwischen 18 und 55 Jahren in die DKMS aufnehmen lassen. Über die http://www.dkms.de/zmd können Sie sich ein Registrierungsset anfordern. Per Post erhalten Sie dann eine Einverständniserklärung, die Sie ausfüllen sowie zwei Wattestäbchen, mit denen Sie einen Wangenabstrich machen. Anschließend senden Sie alles an das Labor der DKMS. Dort werden Ihre Gewebemerkmale analysiert und für die weltweite Spendersuche anonym zur Verfügung gestellt.

Was passiert, wenn ich tatsächlich als Lebensretter in Frage komme?

Dr. Houaida Taraji: Falls Ihre Gewebemerkmale zu einem Patienten passen, werden Sie von der DKMS informiert. Um Sie erreichen zu können, benötigt die DKMS deshalb immer Ihre aktuelle Adresse. Wenn Sie zur Spende bereit sind, erfolgen zunächst eine weitere Laboruntersuchung und ein umfassender Gesundheitscheck. Um die Stammzellen zu entnehmen, gibt es zwei unterschiedliche Verfahren: In 80% der Fälle werden sie ambulant aus dem Blut gefiltert, ähnlich einer Blut- oder Plasmaspende. Wesentlich seltener, in 20 % der Fälle, wird Knochenmark unter Vollnarkose aus dem Beckenkamm entnommen. Das Risiko beschränkt sich im Wesentlichen auf das übliche Narkoserisiko. Innerhalb von zwei Wochen bildet sich das Knochenmark wieder vollständig nach. Nach der Entnahme werden die Stammzellen per Kurier zu Ihrem Patienten gebracht und ihm über eine Infusion übertragen.

Gibt es weitere Möglichkeiten, zu helfen?

Dr. Houaida Taraji: Selbstverständlich! Sie können einiges tun, um zu helfen:
1. Planen Sie gemeinsam mit der DKMS eine Registrierungsaktion in Ihrer Moschee oder Verein, bei der sich Mitglieder als Stammzellspender registrieren lassen können
2. Organisieren Sie eine Informationsveranstaltung oder eine Benefizaktion zugunsten der DKMS
3. Lassen Sie sich online registrieren unter: http://www.dkms.de/zmd






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