Newsnational Dienstag, 05.05.2015 |  Drucken

Hat Deutschland ein Rassismus-Problem? Amnesty meint ja

In dieser Woche wollen die Vereinten Nationen in Genf die Umsetzung der UN-Antirassismus-Konvention in Deutschland überprüfen

Berlin (KNA) Nach Ansicht von Amnesty International unterschätzt die
Bundesregierung den Rassismus als politisches und gesellschaftliches
Problem. «Rassismus ist auch in der Mitte der Gesellschaft
verbreitet», sagte die Generalsekretärin von Amnesty in Deutschland,
Selim Caliskan, am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur
(KNA). Viele Politiker und Parteien grenzten sich nicht konsequent
genug von Stereotypen und Vorurteilen ab, die Initiativen wie die
anti-islamische Pegida-Bewegung äußerten. «Diese Haltung trägt zur
Stigmatisierung von Minderheiten bei.»

Der Umgang mit den Verbrechen der rechtsextremen Gruppe
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) habe gezeigt, «dass
Deutschland ein Rassismus-Problem hat», so Caliskan weiter. Lange
Zeit hatten die Ermittler bei den NSU-Taten ein rassistisches Motiv
ausgeschlossen und Angehörige der Opfer verdächtigt.

Ein Umdenken sei auch beim sogenannten Racial Profiling erforderlich,
so die Menschenrechtler. Der Ausdruck aus der US-amerikanischen
Kriminalistik bezeichnet Ermittlungsmethoden von Polizei und
Sicherheitsbehörden, die auf allgemeinen Kriterien wie Religion,
ethnischer oder nationaler Herkunft einer Person basieren. Die
Bundesregierung bestreitet, dass deutsche Behörden so vorgehen.
Amnesty fordert dagegen ein Vorgehen gegen «diskriminierende
Polizeikontrollen». Sie zerstörten das Vertrauen ethnischer
Minderheiten in die Polizei und stärkten die Vorurteile derjenigen,
die solche Kontrollen beobachten.

Ähnlich hatte sich in der vergangenen Woche das Deutsche Institut für
Menschenrechte geäußert. Rassismus nehme in der deutschen
Öffentlichkeit zu und werde nicht ausreichend verfolgt, hieß es.
Davon zeugten auch vermehrte antisemitische, antimuslimische oder
gegen Sinti und Roma gerichtete Übergriffe. Auch das
Menschenrechtsinstitut forderte eine «vorurteilsfreie Ermittlung».

In dieser Woche wollen die Vereinten Nationen in Genf die
Umsetzung der UN-Antirassismus-Konvention in Deutschland überprüfen.




Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Die Große Moschee in Duschanbe (Tadschikistan) ist das größte Gotteshaus in Zentralasien
...mehr

Film-Besprechung: "In Liebe, eure Hilde" - Dresens neuer Film erzählt eine tragische Geschichte aus der NS-Zeit auf der Berlinale 2024
...mehr

ZMD-Landesverband Rheinland-Pfalz in Staatskanzlei mit anderen muslimischen Religionsgemeinschaften: Kein Generalverdacht und: „Jüdisches und muslimisches Leben sind ein integraler Bestandteile des Landes"
...mehr

Daniel Barenboim mit DAG-Friedrich II von Hohenstaufen-Preis geehrt
...mehr

Buchkritik: "Faschismus" von Paul Mason – Von Aiman A. Mazyek
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009