Newsnational Dienstag, 16.06.2015 |  Drucken


„Jeder Flüchtling ist zu allererst ein Mensch“

Spitzentreffen von KRM und EKD - Herausgabe eines gemeinsamen Dialog-Ratgebers - KRM-Sprechin Soykan: "Bei vielen Moscheegemeinden in Deutschland seien gute Voraussetzungen, um Flüchtlinge zu unterstützen und zu integrieren"

Die leidvolle Situation der Flüchtlinge, die nach Europa und Deutschland kommen, stand im Mittelpunkt des diesjährigen Treffens zwischen Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Koordinationsrat der Muslime (KRM). Es könne nicht sein, dass Flüchtlinge in der öffentlichen Wahrnehmung nur in Zahlen oder vorrangig als Last wahrgenommen würden, betonten die Delegationen. „Jede Zahl steht für Einzelschicksale und Menschen, die den gleichen Respekt und die gleiche Wertschätzung verdienen wie jeder andere Mensch auch. Ihnen auf ihrer Flucht vor Hunger, Krieg und Vertreibung beizustehen, ist nicht nur ein humanes Gebot, sondern auch eine religiöse Verpflichtung“, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Bedford-Strohm. „Jeder Flüchtling ist zuallererst ein Mensch“, so die Sprecherin des Koordinationsrates der Muslime (KRM), Generalsekretärin des Zentralrates der Muslime in Deutschland (ZMD) Nurhan Soykan. „Es muss alles dafür getan werden, den Geflüchteten in den Aufnahmeländern ein menschenwürdiges Überleben und Leben zu sichern.“ Auch die Religionsgemeinschaften seien dabei in ihrer Fürsorge, Hilfsbereitschaft und tätigen Nächstenliebe gefragt, betonten beide Delegationen bei ihrem diesjährigen Treffen am 16. Juni in München.

Ein weiteres Thema des Treffens waren religionsverfassungsrechtliche Fragen, die für die Religionsgemeinschaften in Deutschland von Bedeutung sind. Einhellig wurde die Bedeutung des kooperativen Modells der Bundesrepublik Deutschland bekräftigt, das dem religionsneutralen Staat bestimmte Formen der Zusammenarbeit mit vorhandenen Religionsgemeinschaften ermögliche, und zwar in einer gleichberechtigten Art und Weise. Das hohe Gut der Religionsfreiheit wurde ebenfalls von allen Teilnehmenden ausdrücklich hervorgehoben. Dazu gehöre, als Muslim oder Muslimin bzw. als Christ oder Christin erkennbar in der Öffentlichkeit auftreten zu dürfen. Es sei förderlich für eine plurale Gesellschaft, dass religiöse Praxis und Bezeugung in der Öffentlichkeit Raum habe. Als Vertreter der evangelischen und muslimischen Religionsgemeinschaften sei man sich der Mitverantwortung für das gesellschaftliche Klima sehr bewusst. Der öffentliche Stellenwert der Religionen werde nicht zuletzt auch daran gemessen, welchen Beitrag sie für die Menschlichkeit einer Gesellschaft einbringen.

Mit dem Treffen, das in diesem Jahr auf Einladung des Ratsvorsitzenden der EKD erfolgte, setzte Bedford-Strohm die Tradition seiner Vorgänger im Amt fort und lud Vertreterinnen und Vertreter der muslimischen Verbände der DITIB, des VIKZ, des Islamrates und des Zentralrates der Muslime in seine Empfangsräume ein. Im Rahmen des Treffens wurde auch ein Dialogratgeber zur Förderung der Begegnung zwischen Christen und Muslimen in Deutschland veröffentlicht, der von einer gemischt besetzten muslimischen und evangelischen Arbeitsgruppe erarbeitet wurde. „Mit dem Ratgeber zeigen wir gemeinsam, was die Grundlagen eines fruchtbaren Dialogs sein können, allerdings müssen Einzelaspekte auch von muslimischer Seite vertieft werden“, beurteilt Soykan die Veröffentlichung. Der Ratgeber enthält Standards der christlich-islamischen Verständigung, die von beiden Seiten geteilt werden, und zum besseren Miteinander in Gemeinden, Einrichtungen und Alltag verhelfen sollen. „Gerade in Zeiten von Terrordrohungen und Islamfeindlichkeit ist es wichtig, das Rad der Verständigung nicht immer wieder neu erfinden zu müssen, sondern sich auf bestimmte Regeln und Formen im Umgang zu besinnen, die auch unabhängig von tagesaktuellen Ereignissen ihre Gültigkeit haben“, sagte Bedford-Strohm.

Hannover/München/Köln, 16. Juni 2015

Pressestelle der EKD Pressestelle des KRM

Für den Koordinationsrat der Muslime nahmen teil:

1. Dunya Adigüzel, Islamrat

2. Dr. Bekir Alboga, Bundesvorstand/Stellvertretender Generalsekretär der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB)

3. Benjamin Idriz, Imam und Mitglied des Theologen-Rates und der Vertreterversammlung des Zentralrates der Muslime in Deutschland e.V. (ZMD)

4. Murat Kayman, Vorstandsmitglied des Landesverbandes NRW der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB)

5. Burhan Kesici, Vorsitzender des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland (IRD)

6. Seyfi Ögütlü, Generalsekretär im Vorstand des Verbandes der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ), Pressereferent

7. Rafet Öztürk, Dialogbeauftragter der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB)

8. Erol Pürlü, Dialogbeauftragter des Verbandes der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ)

9. Nurhan Soykan, Sprecherin des Koordinationsrates der Muslime (KRM) und Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime in Deutschland e.V. (ZMD)

Für die Evangelische Kirche in Deutschland nahmen teil:

1. Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

2. Bischöfin Petra Bosse-Huber, Vizepräsidentin und Leiterin der Hauptabteilung
Ökumene und Auslandsarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

3. Dr. Friedmann Eißler, Religionsreferat der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW)

4. Oberkirchenrat Dr. Detlef Görrig, Referat Interreligiöser Dialog der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

5. Professor Dr. Wolfgang Reinbold, Beauftragter für Kirche und Islam im Haus kirchlicher Dienste der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers
6. Oberkirchenrat Carsten Splitt, Leiter der Pressestelle der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

7. Dr. Beate Sträter, Islambeauftragte des Reformierten Bundes

8. Oberkirchenrat Dr. Christoph Thiele, Leiter der Rechtsabteilung des Kirchenamtes der EKD



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