Newsnational Montag, 13.09.2021 |  Drucken


Bundespräsident Steinmeier Rede im Schloss Bellevue, 10. September 2021
Bundespräsident Steinmeier Rede im Schloss Bellevue, 10. September 2021

Steinmeier: "Solange das Bild des Islams von Stereotypen und Vorurteilen geprägt sei, solange die Luft dünner werde für diejenigen, die sich für den organisierten Islam in unserer demokratischen Verfasstheit einsetzten, so lange ist das "Heimatversprechen" nicht eingelöst."

Bundespräsident Steinmeier in seiner Rede zum 60. Jährigen Abkommen: "Wenn wir sagen, 'ihr seid hier zuhause', dann muss auch ihr Glaube in all seiner Vielfältigkeit hier eine Heimat haben", so Steinmeier.

Berlin Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zu einem Perspektivwechsel beim Blick auf die Einwanderungsgesellschaft in Deutschland aufgerufen. "Wenn heute über ein Viertel der Menschen einen sogenannten Migrationshintergrund hat, die meisten von ihnen hier geboren, warum zeigen wir dann überhaupt noch auf andere Menschen und sagen, 'das sind Menschen mit Migrationshintergrund', als seien sie irgendwie anders, außergewöhnlich, fremder als 'Wir'", erklärte Steinmeier am Freitag in Berlin. Er äußerte sich zum 60. Jahrestag des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens.

Sie seien nicht Menschen mit Migrationshintergrund, sondern "wir sind ein Land mit Migrationshintergrund", sagte Steinmeier weiter. Er betonte, die Menschen, die damals gekommen seien, hätten ebenfalls seit Jahrzehnten "an diesem Land mitgebaut". Ihnen verdanke Deutschland sehr viel. Er hob hervor, "nicht nur das deutsche Wirtschaftswunder, nein - die Entwicklung dieser deutschen Gesellschaft war und ist maßgeblich mitgetragen von Italienern, von Griechen, von Spaniern und Türken". Und auch künftig brauche Deutschland Zuwanderer, "wenn wir ein starkes und wohlhabendes Land bleiben wollen".

"Solange das Bild des Islams von Stereotypen und Vorurteilen geprägt sei, solange die Luft dünner werde für diejenigen, die sich für den organisierten Islam in unserer demokratischen Verfasstheit einsetzten, solange Kooperationsformate abgesagt würden aus Angst vor der öffentlichen Meinung, so lange sei das "Heimatversprechen" nicht eingelöst.", appelliert und mahnt Bundespräsident Steinmeier für die Zukunft Deutschlands.


Rede im Schloss Bellevue mit Teilnehmern (u.a. IIT-Leiter Bülent Ucar)

Rede im Schloss Bellevue mit Teilnehmern (u.a. IIT-Leiter Bülent Ucar)
"Der Glaube (Islam) muss auch hier seine Heimat haben: Dazu gehöre die Ausbildung von Imamen oder der islamische Religionsunterricht an den Schulen", betonte der Bundespräsident

Zugleich wies Steinmeier auf die Unterschiedlichkeit der Menschen hin, die mit dem Anwerbeabkommen nach Deutschland kamen. Gerade beim Thema Religion werde das besonders deutlich. Gläubige Muslime gehörten zu diesem Gemeinwesen, genauso wie säkulare Zuwanderinnen und Zuwanderer. "Wenn wir sagen, 'ihr seid hier zuhause', dann muss auch ihr Glaube in all seiner Vielfältigkeit hier eine Heimat haben", so Steinmeier.

Dazu gehöre zum Beispiel die Ausbildung von Imamen oder der islamische Religionsunterricht an den Schulen, betonte der Bundespräsident. Auch deswegen sollte Deutschland die religiösen Bedürfnisse der Muslime nicht nur dem Ausland überlassen. Solange das Bild des Islams von Stereotypen und Vorurteilen geprägt sei, solange die Luft dünner werde für diejenigen, die sich für den organisierten Islam in unserer demokratischen Verfasstheit einsetzten, solange Kooperationsformate abgesagt würden aus Angst vor der öffentlichen Meinung, so lange sei das "Heimatversprechen" nicht eingelöst. Er plädierte dafür, dass Musliminnen und Muslime "ihren Glauben in all seiner Vielfalt im Herzen unserer Gesellschaft leben können - mit und nicht gegen unsere Demokratie".

Die vollständige Rede des Bundespräsidenten finden Sie hier



Ähnliche Artikel

» "Wir vergessen nicht, und werden es auch nie" Bundespräsident Steinmeier an Hanau-Hinterbliebene
» Rede des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zum ersten Jahrestag des Anschlags in Halle
» Rede Bundespräsident Steinmeier im Schloss Bellevue: "Wenn wir sagen, 'ihr seid hier zuhause', dann muss auch ihr Glaube in all seiner Vielfältigkeit hier eine Heimat haben"
» Marwa - von Fereshta Ludin
» Landesvorsitzender des ZMD, Daniel Abdin hielt eine Rede über die Opfer des Pogroms und des Holocausts

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Die Große Moschee in Duschanbe (Tadschikistan) ist das größte Gotteshaus in Zentralasien
...mehr

Film-Besprechung: "In Liebe, eure Hilde" - Dresens neuer Film erzählt eine tragische Geschichte aus der NS-Zeit auf der Berlinale 2024
...mehr

ZMD-Landesverband Rheinland-Pfalz in Staatskanzlei mit anderen muslimischen Religionsgemeinschaften: Kein Generalverdacht und: „Jüdisches und muslimisches Leben sind ein integraler Bestandteile des Landes"
...mehr

Daniel Barenboim mit DAG-Friedrich II von Hohenstaufen-Preis geehrt
...mehr

Buchkritik: "Faschismus" von Paul Mason – Von Aiman A. Mazyek
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009