islam.de - Druckdokument - Druckdatum: Sonntag, 19.05.24
http://www.islam.de/7491.php


islam.de - Alle Rechte vorbehalten

Freitag, 10.11.2006

Unter der Schirmherrschaft des Großmufti der Azhar beraten islamische Gelehrte über Verbot weiblicher Genitalverstümmelung

ZMD: "Die Verstümmelungspraxis ist mit dem Koran und der Ethik des Islam unvereinbar. Sie ist Gottesanmaßung und eine Diskriminierung des Islam."

Auf Inititiative von Rüdiger Nehbergs Menschenrechtsorganisation TARGET-Ruediger Nehberg kommen höchste islamische Gelehrte aus aller Welt am 22. und 23. November 2006 in der Azhar-Universität zu Kairo zusammen, um über ein Verbot zu diskutieren. Die Azhar-Universität
gilt als das renommierteste theologische Zentrum des sunnitischen Islam. Ihre Rechtsgutachten gelten weltweit für Muslime als richtungsweisend. Der Großmufti der Azhar, Prof. Dr. Ali Goma'a, höchster Richter für Islamisches Recht, hat die Schirmherrschaft übernommen. Die Konferenz ist ohne Beispiel in der Geschichte.

Großmufti Prof. Goma'a in seiner Einladung: "Es geht um die düstere Wirklichkeit der Genitalverstümmelung an Frauen und die Haltung des Islam zur Unantastbarkeit des weiblichen Körpers. Und es geht um die Achtung der Würde und Ehre des Menschen sowie das Verbot von Aggressionen in jeglicher Form."

Die Konferenz-Teilnehmer kommen aus Ägypten, Somalia, dem Tschad, Mali, Mauretanien, Äthiopien, Eritrea, Qatar, Nigeria, Dschibuti, Marokko, der Türkei und Russland. Vier angesehene Mediziner aus Arabien, Äthiopien und Deutschland werden den Theologen- und Rechtsgelehrten darlegen, dass jegliche Form Weiblicher Genitalverstümmelung Frauen körperlich und seelisch schädigt. Aus Berlin spricht Prof. Kentenich.

Der Brauch ist vor allem in den Ländern der Sahelzone verbreitet. Viele Opfer sind auch Muslimas. Oft wird die Operation, die von Laien ohne Betäubung durchgeführt wird, als "Beschneidung" verharmlost und unrichtig mit dem Koran begründet.

Ein Beschluss der versammelten Religionsführer könnte den Brauch verbindlich für alle Muslime verbieten. Eine Chance für Millionen von Mädchen und Frauen und für die positiven Kräfte im Islam.

Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, begrüßt die Konferenz und bewilligt einen finanziellen Zuschuss. "Das Gutachten, das von einer der renommiertesten theologischen Lehranstalten in der islamischen Welt ausgegeben werden soll, kann in seiner religionspolitischen Bedeutung
und hinsichtlich der positiven Folgen für die Unversehrtheit junger Mädchen und Frauen gar nicht hoch genug eingeschätzt werden."

Die Menschenrechtsorganisation TARGET-Ruediger Nehberg engagiert sich seit 2000 für die Abschaffung der Genitalverstümmelung an Mädchen.
Die von TARGET initiierte "Pro-Islamische Allianz" (PIA) vereint islamische Autoritäten aus vielen Ländern. Sie stehen hinter der mit dem Zentralrat der Muslime in Deutschland erarbeiteten Aussage:
"Weibliche Genitalverstümmelung ist mit dem Koran und der Ethik des Islam unvereinbar. Sie ist Gottesanmaßung und eine Diskriminierung des Islam."

Nehberg: "Die Konferenz ist der vorläufige Höhepunkt unserer
Zusammenarbeit mit dem Islam. Von Anfang an habe ich seinen Kräften vertraut."