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Montag, 07.01.2008

Ägypten: Abtreibung bei Vergewaltigung obligatorisch

In der Begründung des Rechtsgutachtens der Al-Azhar heißt es, dass dadurch „soziale Stabilität“ gewahrt werde

Kairo - Wie die AFP und andere Nachrichtenagenturen übereinstimmend berichten, hat die ägyptische Al-Azhar-Universität in Kairo, eine der renommiertesten Bildungsinstitutionen der islamischen Welt, in einem Rechtsgutachten festgestellt, dass Frauen, die vergewaltigt werden und anschließend ein Kind erwarten, das Kind abtreiben müssen.

„Eine vergewaltigte Frau muss sofort nach Bekanntwerden der Schwangerschaft eine Abtreibung durchführen lassen“, heißt es in dem Gutachten gemäß der Agentur AFP. In der Begründung für diese Entscheidung heißt es, dass dadurch „soziale Stabilität“ gewahrt werde.

Mohammad Sayed Tatwani, Mufti von Ägypten und Scheich-Al-Azhar, spricht in diesem Zusammenhang von Abtreibungsrechten. Laut „gulfnews“ meinte der oberste Gelehrte des Landes: „Jedes Mädchen oder jede Frau, die vergewaltigt wurde, hat im Islam das Recht, jederzeit eine Abtreibung durchzuführen.“

Dies sei keine Sünde. Das Rechtsgutachten wurde erstellt, weil in Ägypten immer mehr Frauen vergewaltigt werden. Jedes Jahr werden mindestens 20.000 Fälle dokumentiert.
Die ägyptische Gesetzgebung erlaubte bisher Abtreibungen nur in wenigen Ausnahmesituationen, z.B. wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.


Anm. Redaktion: Es wichtig und gut, dass eine maßgebende Stimme in der islamischen Welt sich so eindeutig zu einem heiklen Thema geäußert hat. Leider kommt es für die vielen muslimischen Frauen in Bosnien oder Ruanda zu spät. Damals sie sind zu Tausenden als Mittel des Krieges vergewaltigt worden. Es ist zu hoffen, das bei zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen und Fällen schnellere Reaktionen anerkannter und mit Autorität versehnen islamischen Institutionen erfolgen.